Nick Woltemade: Sind seine Zahlen in England wirklich besser?

Nick Woltemade erkennt wenige Wochen nach seinem England-Wechsel „deutliche“ Fortschritte in seiner Entwicklung. SPORT1 macht den Datenvergleich und zeigt, ob der DFB-Stürmer tatsächlich zugelegt hat.
Sechs Tore in 14 Pflichtspielen – für Nick Woltemade ist der Wechsel zu Newcastle United bislang voll aufgegangen. Nach seinen teils artistischen Treffern glaubt der Nationalspieler, durch den Schritt in die Premier League auch im Gesamtpaket ein besserer Fußballer geworden zu sein.
Er habe in den wenigen Monaten seit seinem Transfer vom VfB Stuttgart auf die Insel körperlich „deutlich zugelegt, dass ich deutlich mehr Sprints ziehen kann, dass ich deutlich effektiver im Anlaufen geworden bin bei der Defensivarbeit, weil es sehr gefordert wird“, erklärte der 23-Jährige am Donnerstag und betonte: „Das hilft meinem Spiel – und das hilft mir als Spieler.“
Doch schlägt sich Woltemade in England tatsächlich besser als in der Bundesliga? SPORT1 vergleicht anhand der Opta-Daten von Stats Perform seine Pflichtspiele beim VfB und bei den Magpies – und zeigt, wo der Stürmer wirklich zugelegt hat und wo noch Luft nach oben ist.
Woltemade deckt einen größeren Bereich ab
Zur Erklärung: Ein reiner Zahlenvergleich der Laufdaten, auf die sich Woltemade unter anderem bezieht, ist aufgrund der unterschiedlichen Definitionen – wie bei Sprints – nicht möglich. Dennoch zeigen die Heatmaps, dass der Angreifer bei Newcastle insgesamt einen größeren Aktionsradius aufweist, als dies in Stuttgart der Fall war.
Beim VfB verzeichnete Woltemade neben seiner Positionierung im Strafraumzentrum die meisten Ballaktionen in halblinker Position. Bei Newcastle deckt er größere Teile der gegnerischen Hälfte ab und bewegt sich insgesamt zentraler, mit einer leichten Tendenz in den rechten Halbraum.
Die harten Zahlen zeugen hingegen weniger von einem Entwicklungsschub: Woltemade benötigt bei Newcastle im Schnitt 55 Minuten mehr pro Torbeteiligung als in seinen 36 Pflichtspielen für den VfB (dort 108 Minuten pro Torbeteiligung) – zu bedenken ist allerdings, dass es der Stürmer in der Premier League mit härteren Gegner zu tun hat als zuvor in der Bundesliga.
Weniger Offensivaktionen als in Stuttgart
Außerdem kommt er bei den Magpies bislang auf 33 Ballaktionen pro 90 Minuten, deutlich weniger als beim VfB (48). Die Konsequenz: Woltemade tritt offensiv weniger in Erscheinung. Während er bei den Schwaben noch auf 8,9 Strafraumaktionen pro 90 Minuten kam, sind es bei Newcastle knapp weniger als die Hälfte (4,0).
Ein kleiner Pluspunkt: Im Angriffsdrittel gewinnt Woltemade bei seinem neuen Klub minimal mehr Bälle (0,6 zu 0,5 pro 90 Minuten). Bei den Ballgewinnen insgesamt, Schüssen sowie Schussvorlagen schneidet er aber schwächer ab als beim VfB.
Auffällig ist zudem, dass der DFB-Stürmer in Stuttgart deutlich mehr Zweikämpfe pro 90 Minuten führte (16,2 zu 11,5) und davon auch anteilig mehr gewann (40 Prozent zu 35 Prozent). Dies könnte mit den Eigenheiten der Premier League zusammenhängen, der eine höhere Intensität nachgesagt wird.
Hohe Intensität als Herausforderung
Auch Woltemade selbst sprach diesen Faktor an: „Der größte Unterschied zwischen Top-Ligen und der Premier League ist die Intensität und das Physische. In den ersten Spielen habe ich das gezeigt bekommen, dass ich mich erstmal an das Tempo gewöhnen muss.“
Die Premier League gilt körperlich als das Nonplusultra – was nicht zuletzt die Spitzenposition in der UEFA-Fünfjahreswertung unterstreicht. Das macht es für Woltemade natürlich nicht einfacher, wenn die Gegenspieler im Schnitt stärker sind als in der Bundesliga, und liefert eine weitere mögliche Erklärung für seine im Vergleich schwächeren Zahlen.
Nagelsmann lobt Woltemades Entwicklung
Julian Nagelsmann bescheinigte seinem Schützling, der in der DFB-Elf aktuell Stürmer Nummer eins ist, dennoch eine „sehr gute Entwicklung“. Neben seinen Toren sei Woltemade in Newcastle „sehr beliebt bei den Fans und fühlt sich wohl in der Stadt. Die Gesamtgemengelage fühlt sich für Nick gut an – auch für uns. Seine Rolle gerade ist super wichtig“, bilanzierte der Bundestrainer.
Dass ein Wechsel auf die Insel auch anders verlaufen kann, zeigt ein Blick auf einen Teamkollegen von Woltemade aus der Nationalmannschaft: Der langjährige Leverkusener Florian Wirtz ist beim FC Liverpool noch nicht richtig angekommen und wartet weiterhin auf sein erstes Tor für die Reds.




