Bundesliga: 3:3 in der Nachspielzeit – Undav schockt den BVB

Der elfte Spieltag war der bisher ruhigste, was keinesfalls an Langeweile auf den Plätzen, sondern an den Fans in den Stadien lag. Die stellten ihre Unterstützung in den ersten zwölf Minuten ein – als Protestnote gegen die geplanten Maßnahmen der Innenministerien mit Stadionverboten, personalisierten Eintrittskarten und Gesichtserkennung. Nach dem Protestmarsch in Leipzig nun also zwölf Minuten Stille, Fußball gespielt wurde trotzdem. Die Bayern gaben der Konkurrenz nur kurz Grund zur Hoffnung, im Tabellenkeller bleibt es eng. (Alles zum Münchner 6:2 gegen Freiburg finden Sie hier. Und hier geht es zur Bundesliga-Tabelle).
Wird Dominik Kohr eines Spieltages klüger?
„Hart-Kohr“ oder „Mainz-Rambo“ sind die gängigsten Spitznamen für den 05-Abwehrspieler, der diesen beim 1:1 gegen die TSG Hoffenheim einmal mehr gerecht wurde. Der 31-Jährige hatte im Mittelfeld Max Moerstedt kurz vor Spielende mit offener Sohle und voller Wucht am Unterschenkel getroffen, und nach VAR-Intervention verdient Rot gesehen. Glücklicherweise habe Moerstedt „stabile Knochen“, wie sein Trainer Christian Ilzer hernach mit ernster Miene feststellte. Der Mainzer Kollege Bo Henriksen schaute nicht weniger grantig, als er das Verhalten seines Spielers „nicht klug“ nannte. Mit Platzverweis Nummer neun stellte Kohr einen Bundesliga-Rekord auf, überholte Jens Nowotny und Luiz Gustavo, die jeweils achtmal vom Platz geflogen waren. Wenigstens hat sich Kohr am Tag danach entschuldigt.
Mainzer Spieler
:Rekord-Rot für Kohr
„Lange kein so hartes Foul mehr gesehen“: Der Mainzer Dominik Kohr steigt mit seinem neunten Bundesliga-Platzverweis zum Rekordhalter auf – und entschuldigt sich.
Wer bleibt Bayern-Jäger – Borussia Dortmund oder der VfB Stuttgart?
Zunächst schien es, als würden sich die Gäste dieses Prädikat im Spitzenspiel der punktgleichen Verfolger verdienen, denn lange Zeit gab der VfB Stuttgart den Ton an. Erst ein von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß vehement kritisierter und von BVB-Kapitän Emre Can sicher verwandelter Elfmeter brachte Dortmund in die Spur. Daraus resultierte ein feiner Spielzug vor der Pause, den Maximilian Beier zum 2:0 vollendete. Dann aber folgte die Borussia-typische zweite Halbzeit, Dortmund war mit dem Ausgleich durch die beiden Treffer von Deniz Undav noch gut bedient. In der spektakulären Schlussphase traf der eingewechselte Karim Adeyemi mit entwaffnendem Tempo zur Führung, die Undav allerdings postwendend abermals ausglich. War blieb war große Dortmunder Tristesse.
Wer kann Wolfsburg retten?
Es werde keine Ausreden mehr geben, hatte Interimstrainer Daniel Bauer, der von der U19 nach oben gezogen wurde, angekündigt. Er sollte Recht behalten, allerdings dürfte er etwas anderes von seiner Mannschaft erwartet haben als diese erste Halbzeit. Vielmehr war der Auftritt der Gastgeber eine Bankrotterklärung, die Gäste aus Leverkusen benötigten gerade mal ein konzentriertes halbes Stündchen, um das Spiel durch Jonas Hofmann, Edmond Tapsoba und Malik Tillman in ihre Richtung zu lenken. Die Tage von Bauer als Chefcoach dürften also schon jetzt gezählt sein, Namen für einen neuen Trainer sind allerdings noch keine in Sicht – auch ein Nachfolger für den geschassten Sportchef Sebastian Schindzielorz ist nicht gefunden. Der Anschlusstreffer zum 1:3 in Halbzeit zwei durch Denis Vavro war für Wolfsburg eindeutig zu wenig.
Bekommt Sandro Wagner die Kurve?
Der Augsburger Trainer hatte in den vergangenen Wochen auffallend ruhig auf die steten Nachfragen über seine Zukunft reagiert. Das legt nahe, dass sich Sandro Wagner des Vertrauens vonseiten der Vereinsführung sicher ist, zum anderen, dass er selbst viel Vertrauen in seine Mannschaft hegt. Auch das hatte er mantraartig wiederholt, nun signalisierten die Spieler, dass er in dieser Hinsicht nicht falschliegt. In der ersten Halbzeit waren die Schwaben nicht nur besser als die Hamburger Gäste, sie wussten mit ansehnlichen Spielzügen zu gefallen. Ein solcher führte Mitte der zweiten Halbzeit zum 1:0-Siegtreffer von Anton Kade, einem der jungen Wilden im Schwaben-Team. Und Wagner? Nahm es stoisch mit den Händen in den Hosentaschen zur Kenntnis.
Ist Heidenheim noch zu retten?
Da schien der Kopf von Trainer Frank Schmidt zwischenzeitlich in ungesunde Schräglage zu kippen. Was sein Personal auf dem Rasen zu bieten hatte, dürfte ohne baldige Besserung direkt in die zweite Liga führen. Kein Abschluss, kein Spielfluss und statistenhaftes Abwehrverhalten, beispielhaft war das 2:0 der Gäste aus Gladbach. Deren Ballstafette im Heidenheimer Strafraum war offenbar dermaßen schön anzuschauen, dass keiner aus der gegnerischen Mannschaft stören wollte. Die Borussia befreite sich durch den deutlichen 3:0-Sieg weiter aus der roten Zone, Heidenheims Trainer Schmidt quittierte das Gesehene mit – na klar – einem Kopfschütteln.




