„Ich traue Werder einen guten Mittelfeldplatz zu“: Aaron Hunt über das Duell seiner Ex-Clubs, fehlende Bremer Kreativität und Wolfsburgs Krise

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Ex-Profi Aaron Hunt spricht mit der DeichStube über das Duell seiner Ex-Clubs Werder Bremen und VfL Wolfsburg, fehlende Kreativität im Bremer Mittelfeld, Victor Boniface und die Krise der „Wölfe“.
Bremen – Zehn Jahre als Profi bei Werder Bremen, ein Jahr beim VfL Wolfsburg – dabei mit beiden Teams den DFB-Pokal gewonnen: Aaron Hunt taugt zweifellos als Experte, wenn am Freitag im Weserstadion (20.30 Uhr, DeichStube-Liveticker) seine beiden Ex-Clubs im direkten Duell aufeinandertreffen. Die DeichStube erwischt den Ex-Nationalspieler, der inzwischen als Spielerberater tätig ist und seine eigene Agentur leitet, am Donnerstag im Auto auf der Rückreise von einem Spielergespräch in Göttingen. Dabei verrät Hunt, dass er die Situation seiner Ex-Vereine noch genau im Blick hat.
Aaron Hunt spricht mit der DeichStube über das Duell seiner Ex-Clubs Werder Bremen und VfL Wolfsburg. © IMAGO/Eibner-Pressefoto
Werder Bremen-Ex Aaron Hunt lobt Karim Coulibaly und hofft auf Explosion von Victor Boniface: „Dann ist er außergewöhnlich“
„Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die Partien auf jeden Fall im Fernsehen an. Ich habe die letzten beiden Spiele von Wolfsburg gesehen“, betont der Ex-Bremer, der auch Werders 1:0-Heimsieg gegen Union live im Weserstadion verfolgt hat und am Freitagabend erneut an seiner alten Wirkungsstätte vorbeischaut, wenn die Flutlichtmasten angehen. Die bisher gezeigten Leistungen des SV Werder Bremen bewertet Aaron Hunt zwiegespalten. „Ich finde, sie spielen noch ein bisschen unbeständig und durchwachsen“, urteilt der ehemalige Kreativspieler – und fügt an: „Sie befinden sich mit dem neuen Trainer gefühlt noch auf der Suche nach der richtigen Mischung.“ Ein möglicher Grund sind für ihn die erst spät getätigten Transfers der Grün-Weißen. „Deshalb wirkt es noch nicht hundertprozentig eingespielt und pendelt sich noch ein.“
Zuletzt drückte bei den Bremern gerade in der Offensive der Schuh. Für Hunt ein Indiz dafür, dass es dem Mittelfeld momentan an Kreativität mangelt. „Klar, gibt es mit Jens Stage einen, der seine Torgefährlichkeit regelmäßig nachweist“, betont er zwar, „aber so einen richtigen offensiven Mittelfeldspieler, der das Spiel mal in die Hand nimmt oder auch mal lenken kann, den sehe ich bei Werder aktuell nicht.“ Für Hunt ist das aber kein Grund zur Sorge, zumal der Kader des SV Werder Bremen aus seiner Sicht über genügend Qualität verfügt, um eine ruhige Saison zu erleben. „Ich glaube, mit dem Abstieg werden sie nichts zu tun haben. Dafür wirken sie zu stabil und haben genügend absolut gestandene Bundesligaspieler im Kader. Ich traue ihnen einen guten Mittelfeldplatz zu.“ Besonders ein Werder-Spieler hat es Aaron Hunt schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison angetan. „Karim Coulibaly macht echt Spaß, weil er als junger Spieler reingeworfen wurde und direkt funktioniert“, schwärmt der 39-Jährige und ergänzt: „Ich kenne ihn noch aus Hamburg, er hat sich wirklich top entwickelt.“
Werder Bremen-Ex Aaron Hunt über Krise des VfL Wolfsburg: „Es wirkt oft behäbig und langsam“
Einen weiteren Boost verspricht sich der Ex-Profi von einem möglicherweise bald topfitten Victor Boniface. „Ich glaube, dass Werder enorm davon profitieren wird, wenn er schnell an seine 100 Prozent herankommt. Dann ist er ein Spieler, der für Werder außergewöhnlich sein kann und nochmal die Qualität anheben wird. Einer, der die Spieler um sich herum besser macht.“ Ziemlich erschreckt zeigt sich Aaron Hunt dagegen von den jüngsten Auftritten des VfL Wolfsburg, der ganze sechs seiner letzten sieben Pflichtspiele verlor und sich in einer handfesten Krise befindet. „Es ist schwierig zu sagen, woran es liegt, aber in den Spielen, die ich gesehen habe, hat für mich wenig ineinandergegriffen. Es wirkte häufig sehr langsam und behäbig. Es gab wenig spielerische Elemente, wenig Individuelles. Das wirkte teilweise einfach ideenlos.“
Unterschätzen sollte der SV Werder Bremen die Gäste aus der Autostadt allerdings nicht. „Wolfsburg hat schon auch ein, zwei Waffen, die für Werder gefährlich werden können“, warnt Hunt, der glaubt, dass der VfL Wolfsburg versuchen wird, aus einer kompakten Defensive heraus mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen. „Mit Mohamed Amoura haben sie vorne einen guten Spieler mit hoher Geschwindigkeit, aber gerade zu Hause ist Werder für mich dennoch auf jeden Fall der Favorit.“ (mwi)




