Frankfurt im Pokal gegen BVB: Jonathan Burkardt fordert Maximilian Beier

Für Eintracht Frankfurt ist es das dritte Heimspiel binnen sieben Tagen in drei Wettbewerben: Erst die Lehrstunde gegen den FC Liverpool (1:5) in der Champions League am vergangenen Mittwoch. Dann der Arbeitssieg gegen den FC St. Pauli (2:0) in der Bundesliga am Samstag. Nun das Highlight gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal am Dienstag (ab 18.30 Uhr im Live-Ticker und in der Radio-Vollreportage auf sportschau.de).
Und jedesmal bleibt im Waldstadion kein einziger Platz unbesetzt, obgleich rauschende Fußballfeste diese Saison selten zur Aufführung kommen. Einer geht in diesen Wochen als Frankfurter Lebensversicherung voran: Jonathan Burkardt ist nicht erst seit dem Doppelpack am Wochenende in aller Munde.
Sportvorstand Markus Krösche ist überzeugt: “Wenn Jonny so weitermacht, kann er im nächsten Sommer auch bei der Nationalmannschaft eine tragende Rolle spielen.” Doch auch die Gäste bringen einen formstarken Nationalstürmer mit: Maximilian Beier hat den BVB jüngst im Topspiel gegen den 1. FC Köln (1:0) spät zum Sieg geschossen.
Beide mit großem Aktionsradius
Ähnlich wie Burkardt ist auch Beier ausgesprochen flink auf den Beinen und mit großem Aktionsradius unterwegs. Zuletzt bei den Länderspielen gegen Luxemburg (4:0) und Nordirland (1:0) in der WM-Qualifikation waren beide als Einwechselspieler gefragt. Burkardt kam in Belfast bei seinem fünften Länderspiel in der Nachspielzeit für Torschütze Nick Woltemade, Beier ersetzte bei seinem siebten DFB-Einsatz den Klubkollegen Karin Adeyemi Mitte der zweiten Hälfte.
Bundestrainer Julian Nagelsmann schätzt ihren Fleiß und Lernwillen, dazu sind beide ähnlich flexibel. Vorausgesetzt, dass Tim Kleindienst und vielleicht auch Niclas Füllkrug noch in Form kommen, könnte es auch ein Duell zwischen Burkardt und Beier um einen Platz WM-Kader geben. Jede Eigenwerbung ist in dieser Saison daher willkommen.
Der Frankfurter ist ausgesprochen effizient
Trainer Dino Toppmöller sparte zuletzt nicht mit Lob für seinen Matchwinner: “Das 1:0 ist ein typisches Jonny-Tor. Er hat diesen Riecher, ist im letzten Moment vor dem Abwehrspieler und nickt den Ball ein.” Das 2:0 sei sogar ein “absolutes Traumtor und eine individuelle Top-Leistung” gewesen.
Dem früheren Stürmer imponierte, wie Burkardt nach der Ballannahme geschickt seinen Körper einsetzte, um dann überlegt einzuschieben: “Viele Stürmer werden da hektisch.” Für seine neun Pflichtspieltore benötigte Burkardt nur 23 Torabschlüsse, im Schnitt 2,6 pro Treffer. In Mainz waren es vergangene Saison vier Abschlüsse pro Tor – schon das war außergewöhnlich effizient.
Mal kein Stürmer als Spekulationsobjekt
Der 25-Jährige hat nach kurzer Anlaufzeit überzeugt, die Kombination aus Einsatzfreude und Effizienz macht ihn so wertvoll. Anders als seine Vorgänger Hugo Ekitiké, Omar Marmoush und Randal Kolo Muani ist der gebürtige Darmstädter kein Spekulationsobjekt, das schnell wieder verkauft werden soll. Viele können sich vorstellen, dass der bodenständige Blondschopf zur Identifikationsfigur der Eintracht aufgebaut wird. Die 22 Millionen Euro Ablöse an den Nachbarn FSV Mainz 05 scheinen jedenfalls gut angelegt.
Im Direktvergleich schneidet der Frankfurter aktuell in der Liga besser ab als der Dortmunder Beier, der im EM-Sommer 2024 für stolze 28,5 Millionen Euro Sockelablöse von der TSG Hoffenheim kam: Bei ähnlichen Einsatzzeiten (485 zu 419 Minuten) hat Burkardt bereits sechs Mal getroffen, 17 Torschüsse abgegeben und fünf Torvorlagen geliefert. Beier kommt auf zwei Treffer, acht Torschüsse und vier Torschussvorlagen.
Der Dortmunder ist noch ein bisschen schneller
Sein Vorteil ist der leicht höhere Topspeed von 34 km/h. Anders als Burkardt spielt der 23-Jährige nicht in vorderster Linie – dort hat Torjäger Serhou Guirassy seinen Stammplatz -, sondern meist über die linke Seite mit Anlauf. Ihre Form könnte eine prickelnde Pokalkonstellation entscheiden. “Uns allen ist bewusst, dass der Pokal in den vergangenen Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat. Er ist sehr wichtig. Jede Mannschaft möchte nach Berlin, wir auch. Deshalb wollen wir unbedingt weiterkommen”, bekräftigte Dortmunds Trainer Niko Kovac den Dortmunder Anspruch.
Der bisher letzte Pokal-Triumph gelang dem BVB 2021. Frankfurt holte den Cup letztmals 2018 – damals mit Kovac an der Seitenline. Entsprechend groß ist bei beiden Vereinen die Sehnsucht nach dem jeweils sechsten Erfolg. “Wir wollen etwas weiter kommen als in den vergangenen Jahren, auch wenn wir mit Borussia Dortmund einen Kracher bekommen haben”, sagte Frankfurts Macher Krösche. Die Bilanz spricht gegen die Hessen, die von den letzten acht Bundesligaspielen gegen die Westfalen nur eines gewinnen konnten. Alle vier Pokalduelle mit den Schwarz-Gelben gingen überdies in diesem Jahrtausend verloren.



