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“Tatort”-Kritik: Team Münster verabschiedet Staatsanwältin Klemm, erfindet sich aber kaum neu

Foto: WDR / Frank Dicks

Das Erste zeigt am Sonntagabend, wie gewohnt zur besten Sendezeit, eine neue Folge des „Tatort“ aus Münster: Somit gehen die populärsten Ermittler der Krimireihe wieder auf Sendung. Eine TV-Kritik.

An die zwölf Millionen Zusehende linear und weitere im Stream können nicht irren. Oder doch? Der „Tatort“ aus Münster ist – und das seit vielen Jahren – der populärste der Reihe. An die Quoten und Reichweiten, die Jan Josef Liefers, Axel Prahl und Team mehrmals im Jahr einfahren, kommen weder die alteingesessenen Münchner noch die unverwechselbaren Kölner heran. Und auch nicht die, die bei Kritikern immer besonders gut abschneiden: Etwa der neue „Cold Case“-„Tatort“ des HR oder die immer sehenswerten, aber vollkommen aus der Rolle fallenden Murot-Filme.

Familiengeheimnisse im neuen „Tatort“ aus Münster

„Die Erfindung des Rades“ heißt der 90-Minüter des Teams aus Münster, den Das Erste nun am Sonntagabend zeigt – natürlich ist der Krimi dann auch im Stream verfügbar. Die ARD verspricht vorab nicht weniger als ein „verworrenes Netz aus Familiengeheimnissen, Ehrgeiz und eine spektakuläre Theorie zur Geschichte des modernen Fahrrads“. Eine Fahrradmanufaktur aus Münster will die Geschichte des Fahrrads neu schreiben – bei diesem Event darf Prof. Boerne, erneut unverwechselbar gespielt von Liefers, natürlich nicht fehlen. In der Kiste, die Kurt Hobrecht Senior (Hannes Hellmann) und sein Sohn Konstantin (Franz Hartwig) vor zahlreichen weiteren geladenen Gästen feierlich öffnen, ist nicht etwa das versprochene, geniale Fahrrad, sondern eine Kühltruhe. Und darin wiederum ein weiterer Hobrecht. Allerdings gefroren.

Was Boerne noch nicht weiß, der Zuschauer aber schon: All das muss mit einem Vorfall weit in der Vergangenheit zusammenhängen, denn der Film steigt Minuten vor der Überraschung auf der Bühne mit einer sehenswerten schwarz-weiß-Sequenz ein. Ein Mord in einer verlassenen, kleinen Straße, ein aufgemaltes Fahrrad, ein Feuer. Da passiert am Anfang direkt viel – und das Publikum versteht gewollt wenig. Mit diesem ungewöhnlichen Einstieg entrollt sich dann ein recht klassischer Who-Dunnit-Film, mit dem die Macher um Autor Thorsten Wettcke – Achtung: diesen Gag dürften so gut wie alle Kritiken zu dem „Tatort“ machen – das Rad aber nicht zwingend neu erfindet. Das muss Wettcke aber auch gar nicht. Klassische Who-Dunnit’s erfreuen sich ja weiter großer Beliebtheit.

„Tatort“ Münster: Dieser Abschied wird die Reihe verändern

Und in der Familie Hobrecht, dafür muss man gar nicht lange zuschauen, gibt es durchaus Missgunst, Zwietracht und viele Geheimnisse. Mindestens so wichtig wie der sehr solide Kriminalfall sind beim Team aus Münster natürlich die zwischenmenschlichen Begegnungen, des vom Publikum ganz offenbar sehr lieb gewordenen Ensembles. Für Fans der Reihe ist „Die Erfindung des Rades“ allein schon deshalb ein Must-See, weil die Episode den Abschied der (trotz Nebenrolle) durchaus prägenden Figur Klemm (Darstellerin: Mechthild Großmann) markiert. Seit 2002 und somit von Beginn an war sie dabei und sie wird sicherlich eine Lücke hinterlassen.

Fazit: „Die Erfindung des Rades“, Münster-„Tatort“ Nummer 48, ist nicht der beste der Reihe, dafür fehlt es an den absoluten Highlight-Dialogen. Dennoch hebt sich der Fall, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Rückblenden und damit einhergehenden Bildsprache, wohltuend vom Krimi-Einheitsbrei ab. Das wie immer erstklassige Ensemble tut sein Übriges dazu bei. Eine Sehempfehlung ist daher nicht schwer auszusprechen.

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