X-Faktor Eberechi Eze: “Eine besondere Aura” – und die größte Gefahr für Bayern

Der Transfersommer war reich an Drama. Da wäre das Hickhack um Nick Woltemade ebenso wie der Transfer von Alexander Isak zu Liverpool, für den er sogar in Streik trat. Die Saga von Eberechi Eze ging da fast unter – zu unrecht.
Denn auch der 27-Jährige erlebte einen spannenden Sommer. Eigentlich war er schon mit anderthalb Beinen bei Tottenham Hotspur, ehe Arsenal aufgrund der Verletzung von Kai Havertz dazwischen grätschte und Eze für knapp 70 Millionen Euro holte. Für den lebenslangen Arsenal-Fan Eze erfüllte sich ein Traum.
Und am vergangenen Wochenende erlebte er dabei seinen vorläufigen Höhepunkt. Einen lupenreinen Hattrick schoss Eze gegen – na klar – Tottenham. Der 27-Jährige ist also pünktlich vor dem CL-Kracher gegen Bayern in Topform. Und der Rekordmeister sollte nach seiner Performance noch mehr gewarnt sein, als ohnehin schon.
“Zu jedem Zeitpunkt kann er uns ein Spiel gewinnen”, lobte Trainer Mikel Arteta Eze nach seinem Hattrick gegen die Spurs. Für Oliver Glasner, der ihn bei Crystal Palace trainierte, ist der offensive Mittelfeldspieler “immer gefährlich”, ein “unglaublicher Vollstrecker” und jemand, der jederzeit treffen könne. Das Spiel gegen Tottenham war dabei gewissermaßen eine Blaupause der Dinge, die ihn so gefährlich machen.
Es ist daher keine Überraschung, dass Eze in Arsenals 4-2-3-1-System als zentraler offensiver Mittelfeldspieler eine Schlüsselrolle zukommt. Da sich die Gunners in dieser Saison sehr schwer tun, aus dem Spiel Tore zu erzielen, ist er als dynamischer Zehner mit Vorwärtsdrang eminent wichtig.
Eberechi Eze hat sich zur unverzichtbaren Größe bei Arsenal entwickelt / Julian Finney/GettyImages
Gerade sein konsequenter Zug zum Tor ist ein echter Gamechanger für Arsenal. Pro Spiel schießt er im Schnitt 2,64 Mal auf den gegnerischen Kasten, nur Bukayo Saka zieht von allen Stammspielern noch öfter ab (2,83 Mal). Das in Kombination mit seinem engem und flinken Dribbling macht ihn unfassbar schwer zu verteidigen: Ganze 64 Prozent seiner Dribblingduelle kann er für sich entscheiden, ein überragender Wert.
Der Wert erscheint noch einmal in einem anderen Licht, wenn man bedenkt, dass Eze häufig den Ball über eine längere Distanz hält und ihn häufig bis in den Strafraum transportiert. Durch diese sogenannten “Progressive Carries” schafft er immer wieder Räume für seine Mitspieler.
Apropos Mitspieler: Die findet er trotz seiner offensiven Ausrichtung in schöner Regelmäßigkeit. Fehlpässe sieht man von ihm kaum. 83 Prozent seiner Zuspiele bringt er an den Mann, von allen Mittelfeldspielern bei den Gunners ist nur Declan Rice noch präziser (84,8 Prozent).
Was die Statistiken aber nicht zeigen ist, dass Eze ein Spieler ist, der immer vor Kreativität sprüht und immer etwas mit dem Ball anstellen will. Arteta formulierte das so: “Er hat die Fähigkeit, Momente zu schaffen, die ein Spiel entscheiden können.” Von solchen Spielern gibt es nicht viele, gerade auf der Position des klassischen Zehners, die Eze bekleidet.
Dabei kommt ihm zu Gute, dass er sich häufig in den Räumen zwischen der Abwehr- und Mittelfeldkette bewegt. Er ist tendenziell immer die erste Anspielstation, sobald einer seiner Kollegen einen tiefen Pass nach vorne spielt. Dann dreht er sich oft auf und läuft mit Tempo auf die Verteidiger zu.
Dayot Upamecano & Co werden also viel zu tun bekommen – auch, weil Eze gerne mal auf die Flügel ausweicht, um mit Tempo nach innen zu ziehen oder aus dem Halbfeld Flanken auf Victor Gyökeres zu schlagen. Er ist also überall im offensiven Drittel gefährlich und immer für eine Überraschung gut. Gut aus Bayern-Sicht, dass Torjäger Gyökeres im Duell Zweiter gegen Erster fehlen wird.
Im Gegensatz zu vielen Spielern mit einem ähnlichen Profil wie etwa Nico Páz oder Fermín Lopez ist Eze kein “Pass First”-Regisseur. Stattdessen schließt er oft genug selbst ab – was nicht heißt, dass er seine Mitspieler nicht in Szene setzen kann. Egal ob Steilpässe, Kurzpässe auf engstem Raum oder öffnende Bälle in den freien Raum: Der 27-Jährige beherrscht das ganze Programm.
Im Dribbling ist Eze kaum zu schlagen / James Gill – Danehouse/GettyImages
Bayern bekommt es heute Abend also mit einem Spieler zu tun, dessen Profil sie in dieser Saison so noch nicht begegnet sind. Es wird also doppelt spannend, was sich Vincent Kompany ausdenkt, um den Wirkungsradius von Eze einzuengen.
Allerdings kann man Spieler von der Qualität des 27-Jährigen nicht über 90 Minuten ausschalten. Das weiß auch Kompany. Sind die Münchner also auch nur einen Moment unaufmerksam, bekommen sie von Eze die Quittung – so wie Tottenham am Wochenende.
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