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Schlotterbeck-Explosion gegen Hoffenheim: Ein Tor für die BVB-Seele

Nico Schlotterbeck riss sich wie von der Tarantel gestochen die Kapitänsbinde vom linken Arm, spannte seinen dicken Bizeps an und tänzelte vor die tobende Südtribüne. Beide Fäuste ballte er und feierte nach einer gespielten Stunde ausgelassen sein erstes Saisontor für Borussia Dortmund. Der seit Wochen von Wechselgerüchten begleitete und in den Leistungen schwächelnde Innenverteidiger hatte nach Felix Nmechas Vorlage aus 16 Metern unhaltbar in die lange Ecke zum 2:0 gegen die TSG Hoffenheim getroffen und ließ seiner Emotionsexplosion freien Lauf.

BVB ist in der Bundesliga klar auf Kurs Champions League

Schlotterbeck zögert ja schon seit einiger Zeit damit, seinen bis 2027 laufenden Vertrag in Dortmund zu verlängern, der FC Barcelona ist unter bestimmten Voraussetzungen stark daran interessiert, ihn im Sommer zu verpflichten. Auch Real Madrid und der FC Bayern gelten als potenzielle Ziele. Mögliche Wechselgedanken waren in diesem Moment, an diesem regnerischen Dezemberabend aber wie weggefeiert, so emotional jubelte Schlotti. Das dürfte die Verantwortlichen um Geschäftsführer Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl im Poker etwas positiver stimmen. Dieses Tor tat allen gut!

Im Bundesliga-Abendspiel gegen formstarke Hoffenheimer (zuletzt fünf Siege aus sechs Spielen) hatte zuvor bereits Julian Brandt (43.) für den BVB getroffen, am Ende stand ein 2:0-Sieg (1:0). Dortmund zeigte damit eine Reaktion auf den schmerzhaften Pokal-K.o. vom vergangenen Dienstag, die in der Tabelle schön Luft verschafft.

Und nochmal: Nico Schlotterbeck jubelt vor der Südtribüne.
© AFP | Uwe Kraft

Die Konkurrenz hatte bereits weitestgehend für Borussia Dortmund gespielt. Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen verloren am Wochenende ihre Spiele und der BVB konnte auf den Champions-League-Plätzen davonziehen. Die Schwarzgelben festigten mit dem Sieg gegen Hoffenheim den dritten Tabellenplatz, haben jetzt schon fünf Punkte Vorsprung auf ihren Pokalbesieger vom Rhein und sogar schon sieben Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.

Intensives Spiel in Dortmund, Couto legt für Brandt vor

Niko Kovac wechselte seine Startelf im Vergleich zum Pokalaus gegen Leverkusen (0:1) auf fünf Positionen. Aaron Anselmino, Yan Couto, Marcel Sabitzer, Julian Brandt und Serhou Guirassy starten gegen formstarke Hoffenheimer, unter anderem Kapitän Emre Can rotierte wieder auf die Bank. Trainer Kovac hatte ausdrücklich gewarnt: Mit Hoffenheim komme aus seiner Sicht die bislang beste Mannschaft in den Signal-Iduna-Park.

Im taffen Dezemberregen entwickelte sich ein intensives Spiel, das nicht von ungefähr kam. Hoffenheim stellt seit Saisonbeginn die lauf- und spielstärkste Mannschaft der Bundesliga. Die Gäste aus dem Kraichgau gingen drauf und waren hart in den Zweikämpfen, womit bemühte Dortmunder ihre Problemchen hatten.

Karim Adeyemi verstolperte den ersten Angriffsversuch nach einer Balleroberung von Marcel Sabitzer. Die besseren Kombinationen zeigten zunächst die frechen Gäste in weiß, die über gefährliche Ansätze allerdings trotz der Wirbelwinde Fisnik Asllani, Tim Lemperle und Bazoumana Toure nicht hinaus kamen.

Eingeschoben! Das Dortmunder 1:0 durch Julian Brandt (Nr. 10).
© Bernd Thissen/dpa | Bernd Thissen

Für den BVB vertändelte in der 22. Minute Guirassy die bis dato beste Szene, weil der kriselnde Stürmer nach Flanke von Couto über den Ball trat. Der schönste Angriff der ersten Halbzeit aber gehörte kurz vor der Pause wieder Dortmund. Der führte zum erlösenden 1:0 (43. Minute): Adeyemi steckte am Strafraum auf den durchstartenden Brasilianer Couto durch, der bis zur Grundlinie sprintete und den Ball clever in die Mitte legte. Dort stand Brandt frei und schob zur Führung ein und ließ einen Jubelschrei ab. Ähnlich wie Schlotterbeck war die pure Erlösung in seinem Jubellauf zu spüren.

Brandt kniff die Augen zu und brüllte. Es war die im ganzen Stadion spürbare Erleichterung, die auch noch zum Pausenpfiff für viel Freude sorgte. Wie intensiv das Topspiel war, zeigten die Zahlen: Beide Mannschaften marschierten im ersten Durchgang über 60 Kilometer, was verdammt viel ist.

Mit Schwung kamen die Dortmunder aus der Pause, – Daniel Svensson vergab eine gute Kopfballmöglichkeit (49.) – hatten aber auf der anderen Seite auch Riesenglück: Nach Flanke von Coufal kam der aufgerückte Bernardo völlig frei zum Kopfball, doch brachte den Ball unfrewillig in die Mitte, wo Avdullahu verzog (51.). Neun Minuten danach traf Schlotterbeck – und die Party begann, die Guirassy in der 90. Minute noch höher hätte ausfallen lassen können, doch er traf nur die Latte.

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