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“Eine einmalige Gelegenheit”: Für Götze bedeutet der Auftritt im Camp Nou auch Genuss

Die Eintracht geht als krasser Außenseiter ins Champions-League-Auswärtsspiel beim FC Barcelona. Trainer Dino Toppmöller appelliert an den Zusammenhalt, Regisseur Mario Götze stellt sich darauf ein zu leiden – will aber auch genießen.

Große Bühne: Mario Götze will beim Spiel im Camp Nou nicht nur leiden, sondern auch genießen.

picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS

Aus Barcelona berichtet Julian Franzke

Der 3:2-Sieg in Barcelona am 14. April 2022 wird für die Eintracht wahrscheinlich ein in jederlei Hinsicht einmaliges Erlebnis bleiben. Damals enterten im Viertelfinale der Europa League geschätzt 30.000 Eintracht-Fans das Camp Nou und feierten den Einzug ins Halbfinale – eine Schmach für das stolze Barca.

Nach einem langen Corona-Winter hatte die Anhänger die Reiselust gepackt. Sie konnten ihr Glück kaum fassen, als Filip Kostic einen Doppelpack schnürte und Rafael Borré mit einem Geschoss in den Winkel ein Weltklasse-Tor erzielte – wie bereits Ansgar Knauff im Hinspiel (1:1). Für die Hessen war es der prestigeträchtigste Erfolg auf dem Weg zum Titelgewinn, einer der größten Siege der Vereinsgeschichte. Ein Spiel, von dem Augenzeugen noch ihren Enkelkindern mit feuchten Augen berichten werden.

Barca verhindert weitere Adler-Invasion

Diesmal wird sich die Unterstützung größtenteils auf den nur etwa 2500 Plätze fassenden Gästebereich beschränken. Barcelona hat alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Adler-Invasion zu verhindern. Karten außerhalb des Gästebereichs werden nur an Mitglieder verkauft. Wer sein Ticket weitergibt, riskiert eine Sanktion. Es wird für Eintracht-Fans nun also deutlich schwieriger, sich in den Heimbereich zu “schmuggeln”.

Auch sportlich spricht nichts dafür, dass die Hessen den spanischen Tabellenführer abermals ärgern könnten. Nach dem 0:6 in Leipzig und 44 Gegentoren in 20 Pflichtspielen geht es vor allem um einen disziplinierten, seriösen Auftritt sowie Schadensbegrenzung. Ein abermaliger Sieg im Camp Nou wäre ein ungleich größeres Wunder als 2022. “Wichtig ist, dass wir jetzt miteinander reden und die Dinge klären. Wir müssen ein ganz anderes Gesicht zeigen, jeder muss sich an die eigene Nase packen”, fordert Kapitän Robin Koch. Auch Sportvorstand Markus Krösche betont: “In Barcelona müssen wir eine andere Verteidigungsmentalität an den Tag legen.”

Gerade im Alter realisiert man, dass das einfach ein sensationell schöner Job ist, den ich liebe.

Ganz ähnlich drückten sich auf der Pressekonferenz am Abend vor dem Spiel Trainer Dino Toppmöller und Mario Götze aus. “Wir müssen alles investieren, 100 Prozent geben, sehr viel leiden und sehr viel arbeiten. Aber wir freuen uns auf das Spiel. Das ist eine einmalige Gelegenheit für uns und die Mannschaft”, sagt Götze. Der 33-Jährige weiß, dass die Auftritte auf großer Bühne im Herbst seiner Karriere endlich sind. Umso mehr möchte er sie genießen.

“Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und kann nicht mehr ewig spielen. Gerade im Alter realisiert man, dass das einfach ein sensationell schöner Job ist, den ich liebe. Wer weiß, ob diese Möglichkeit noch mal kommt, deshalb ist das auch immer mit Genuss verbunden.” Er sieht darin für die gesamte Mannschaft eine Chance, wenn sie den Moment lebt und auskostet: “Das ist ein ganz anderer Wettbewerb. Wir können uns auf dieses Spiel freuen und fokussieren.”

Toppmöller spricht von “einer der größten Herausforderungen, die es im Moment im europäischen Fußball gibt”. Der Coach appelliert an den Zusammenhalt auf dem Platz: “Wir müssen sehr viel laufen und uns gegenseitig unterstützen. Das Wichtigste wird sein, dass wir mental stark sind. Wir müssen schauen, dass wir über 90 Minuten kompakt und mit mannschaftlicher Geschlossenheit auftreten. Wir werden nicht in der Lage sein, alles im Eins-gegen-eins zu verteidigen. Da brauchen wir die gegenseitige Unterstützung.”

Knauff kehrt zurück – Uzun noch kein Startelf-Kandidat

Personell bieten sich mehrere Wechsel an. Neben Götze könnten auch Hugo Larsson und Aurele Amenda in die Elf rücken. Für Can Uzun kommt ein Startelf-Einsatz definitiv noch zu früh. Dafür steht Ansgar Knauff vor der Rückkehr. In Leipzig hatte der Offensivspieler wegen einer Erkältung pausiert, doch in den vergangenen beiden Tagen nahm er wieder am Training teil. Laut Toppmöller ist Knauff ein Startelf-Kandidat. Zumindest in den Kader zurückkehren wird auch Elye Wahi, der zuletzt aus Leistungsgründen nicht berücksichtigt wurde. Toppmöller: “Er hat im Training eine gute Reaktion gezeigt.”

Nicht dabei sind die drei Stürmer Michy Batshuayi (Mittelfußbruch), Jonathan Burkardt (muskuläre Wadenverletzung) und Jessic Ngankam (nicht für den Wettbewerb gemeldet). Außerdem fehlt Timothy Chandler, der sich im Training verletzt hat. Viel spricht deshalb dafür, dass der gelernte Flügelspieler Knauff als Sturmspitze beginnt.

Die Statistiken aus dieser Champions-League-Saison sollten die Protagonisten der Eintracht lieber nicht so genau studieren. Frankfurt gab im Schnitt 7,4 Torschüsse pro Partie ab, was zusammen mit Ajax Amsterdam der niedrigste Wert ist. Im gegnerischen Strafraum kommt das Team auf nur 79 Ballkontakte, das ist der drittschlechteste Wert. Eklatant ist die Kopfballschwäche: Mit lediglich 33 Prozent gewonnener Kopfballduelle ist die SGE das Schlusslicht. Dazu passt die allgemeine fehlende Intensität: Frankfurt führt im Schnitt 79 Zweikämpfe pro Spiel, nur zwei weitere Teams bestreiten noch weniger Duelle. Hinzu kommt: Keine andere Mannschaft beging so wenige Foulspiele (32).

Zumindest fällt die Bilanz gegen spanische Klubs positiv aus: Die SGE verlor nur eine ihrer letzten elf Europapokal-Partien gegen spanische Teams: das jüngste Duell bei Atletico Madrid (1:5). In 13 Europapokal-Spielen gegen spanische Teams blieb Frankfurt nur einmal ohne eigenes Tor: 1968/69 im Hinspiel des Messepokal-Achtelfinals bei Athletic Bilbao (0:1). Angesichts der aktuellen Misere im Sturm könnte am Dienstagabend ein zweites torloses Spiel folgen …

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