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Hessen: Eintracht-Niederlage in der Analyse: Spiel verloren, Selbstvertrauen gewonnen

Stand: 10.12.2025 07:09 Uhr

Eintracht Frankfurt schnuppert in Barcelona an der Sensation, muss sich letzten Endes aber doch geschlagen geben. Spieler und Verantwortliche gehen dennoch positiv aus dem Spiel.

Wer etwa anderthalb Stunden vor dem Spiel am Jardins de Bacardi vor dem Camp Nou vorbeilief, hätte das dortige Schauspiel durchaus als Vorbote sehen können. Zu hunderten Standen die Fans des FC Barcelona zusammen, sangen, zündeten Pyrotechnik und schossen schließlich auch Feuerwerksraketen in den Himmel. Ganz klar: Um 21 Uhr würde das nächste Feuerwerk Barcelonas stattfinden, etwa 200 Meter Luftlinie auf dem Platz.

Selten war der Ausgang eines Spiels schon vorher so klar. Sprach man auf den Ramblas oder rund ums Stadion mit den Fans, die Eintracht Frankfurt zum Champions-League-Spiel begleiteten, ging es praktisch nur um die Höhe der Niederlage. Fünf, sechs, sieben Gegentore, alles schien möglich. Dann aber standen nach der Partie Arthur Theate und Nathaniel Brown vor den Medienvertretern und beteuerten unisono, wie stolz sie auf ihre Mannschaft seien. So schlimm kann es also nicht gewesen sein.

Toppmöller: “Wir haben mit Charakter und Herz gespielt”

Nun, verloren hat die Eintracht dennoch, allerdings nur 1:2, von einem Barca-Feuerwerk war nicht viel zu sehen. Was vor allem daran lag, dass Dino Toppmöllers Mannschaft, nach dem krachenden 0:6 am vergangenen Wochenende in Leipzig nicht unbedingt zu erwarten, eine ordentliche Leistung zeigte. “Viel wichtiger als das Ergebnis war es heute, den Glauben an uns selbst zu stärken”, sagte Toppmöller nach dem Spiel. “Wir haben mit Charakter und Herz gespielt.”

Tatsächlich hatte Toppmöller auf der Pressekonferenz vor dem Spiel betont, was er von seiner Mannschaft erwarte, nämlich im weitesten Sinne Basics wie etwa mannschaftliche Geschlossenheit und Einsatzbereitschaft. Und seine Mannschaft hatte zugehört. Gegen intensiv verteidigende Frankfurter tat sich Barcas Weltauswahl schwer, die Klasse der Katalanen blitzte zwar immer wieder auf, die Sterne vom Himmel spielte aber niemand. Was eben an der Einstellung der Hessen lag. “Wir haben hier Eintracht-Mentalität gezeigt. Das ist das, was wir sehen wollen”, freute sich Theate.

Toppmöllers Lob für Brown und Chaibi

Exemplarisch: Jahrhunderttalent Yamine Lamal wurde auf seiner rechten Seite von Brown und Farés Chaibi gedoppelt, und hätte man ihn an diesem Tag zum ersten Mal spielen sehen, hätte man seinen Status als absoluten Ausnahmespieler nur schwerlich nachvollziehen können. “Nene Brown hat ihn sehr gut verteidig”, lobte Toppmöller, weitete aber den Blick fürs große Ganze: “Fares Chaibi hat defensiv ein herausragend gutes Spiel gemacht. Es war wichtig, dass wir das im Kollektiv gemacht haben.”

Brown hatte sich mit Videos von Yamal auf das Spiel vorbereitet, und er scheint gut hingesehen zu haben. Schließlich war es sein Solo über den halben Platz, das Ansgar Knauff in Position brachte, der sich seinerseits sensationell durchsetzte und zur Führung abschloss. Plötzlich schien eine erneute Sensation im Camp Nou nach 2022 in greifbarer Nähe. Und hätte Ellyes Skhiri in der 45. Minute nicht knapp zu hoch gezielt, wer weiß, ob nicht wieder eine Frankfurter Mannschaft in Barcelona vor ihrer Kurve gejubelt hätte. So aber drehte Barcelona das Spiel, durch zwei Tore von Koundé per Kopf innerhalb von vier Minuten. “Die zwei Gegentore waren unglücklich so schnell hintereinander. Wir haben ansonsten gut verteidigt”, so Brown.

Krösche: “Können mit der Leistung zufrieden sein”

Weshalb freilich auch nicht alles Eitel Sonnenschein ist, wenngleich das Fazit der Spieler und Verantwortlichen nach dem Spiel positiv ausfiel. “Die Reaktion war gut und wir können darauf aufbauen”, sagte Toppmöller. “Wir verlieren hier, aber wir verlieren erhobenen Hauptes”, sagte Theate. Und auch Sportvorstand Markus Krösche meinte: “Es ist ärgerlich, dass wir kurz nach der Halbzeit die beiden Tore bekommen, aber im Großen und Ganzen können wir mit der Leistung zufrieden sein.”

Dennoch zeigte das Spiel durchaus auch die Probleme der Eintracht. Zwei Gegentore innerhalb kürzester Zeit, die sich in der Entstehung auch noch so ähneln, sollten auch gegen Barcelona nicht passieren. Und das im Sturm der Eintracht aktuell tote Hose herrscht, war erneut nicht zu übersehen.

“Unser wichtigster Wettbewerb ist die Bundesliga”, richtete Toppmöller den Blick nach vorne. Und tatsächlich wird sich am Samstag gegen Augsburg zeigen, wie viel es wirklich wert ist, dass sich die Eintracht in Barcelona achtbar aus der Affäre gezogen hat. Der FCA kommt als Tabellen-14., ein traditionell ekliger Gegner, zudem mit neuem Trainer und einem Überraschungssieg gegen Leverkusen im Gepäck. Ein Feuerwerk darf man wohl nicht erwarten.

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