Fußball : FCA-Gegner Eintracht Frankfurt schwankt derzeit zwischen den Extremen

Dass Eintracht Frankfurt in den wiederkehrenden Transferphasen in den vergangenen Jahren oft für eine Schlagzeile sorgte, lag bisher hauptsächlich an dem überdurchschnittlichen Scouting der Hessen. Günstig (nicht billig) Sturmtalente einkaufen und exorbitant teuer abgeben – ist eines der Geschäftsmodelle der Eintracht. In der Saison 23/24 verkaufte die Eintracht zum Beispiel Randal Kolo Muani für 95 Millionen Euro an PSG (Einkaufspreis: ablösefrei vom FC Nantes). 24/25 war Omar Marmoush der Königstransfer. 75 Millionen Euro zahlte Manchester City für den Offensivspieler (Einkaufspreis: ablösefrei vom VfL Wolfsburg). Auch vor dieser Saison macht die Eintracht wirtschaftlich gesehen einen beeindruckenden Deal. Hugo Ekitiké wurde für 95 Millionen Euro an den FC Liverpool abgegeben (Einkaufspreis: 31 Mio. von PSG).
Bewundernswert dabei: in den vergangenen Jahren gelang es der sportlichen Leitung um Vorstand Markus Krösche immer wieder, die sportlichen Verluste kompensieren zu können. So nistete sich die Eintracht zuletzt regelmäßig in den vorderen Tabellenrängen der Bundesliga ein.
Eintracht-Fans kapern beim 3:2 gegen Barcelona das Camp Nou
Und auch international sorgte man für Furore. In der Saison 21/22 gewann man sensationell die Europa League. Unvergessen damals der 14. April 2022, als Eintracht Frankfurt nach einem sensationellen 3:2 beim großen FC Barcelona ins Halbfinale eingezogen war. Gefeiert und umjubelt von über 30.000 weiß gekleideten Frankfurt-Fans im Stadion Camp Nou.
Seitdem sind Auftritte auf europäischer Bühne in der Bankenmetropole, deren Bewohner und vor allem Fußball-Fans von Haus aus nicht an Selbstzweifeln leiden, Normalität. Trainer Dino Toppmöller, seit 2023 im Amt, wurde dieser Erwartung mit Platz drei in der Vorsaison und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League gerecht.
Formtief nach der Verletzung von Neuzugang Jonathan Burkhardt
Und auch in dieser Saison schien der sportliche Plan aufzugehen. Mittelstürmer Jonathan Burkhardt, vom FSV Mainz 05 abgeworben, erzielte in zehn Bundesligapartien acht Tore, in der Champions League traf er in fünf Partien dreimal. Doch seit Mitte November fehlt Burkhardt mit einer Wadenverletzung und die Eintracht zeigt sich (nicht nur wegen Burkhardt aber auch wegen seinem Fehlen) mehr als schwankend in ihren Leistungen. Tiefpunkt: das 0:6 vergangene Woche bei RB Leipzig. Die höchste Liga-Niederlage seit fast 30 Jahren entfachte plötzlich eine Trainerdiskussion. Dino Toppmöller stand in der Kritik. Die guten Ergebnisse der bisherigen Saison wie ein 5:1 in der Champions League gegen Galatasaray oder die beiden spektakulären Auswärtssiege in Gladbach (6:4) und in Köln (4:3) traten in den Hintergrund.
Eintracht Frankfurt hat die schlechteste Abwehr der Bundesliga
Schwerer wogen das 0:3 gegen Atalanta Bergamo in der Königsklasse, das magere 1:1 gegen Wolfsburg, beide Spiele vor der anspruchsvollen Heimkulisse, und eben die Packung in Leipzig. Plötzlich war es mehr ein Thema, dass der Tabellensiebte mit 29 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga hat und nicht mit 28 Treffern mit Leipzig und Leverkusen zusammen, hinter den Bayern (49 Tore), die zweitbeste Offensive.
Doch die Wellen auf dem Main glätteten sich Dienstagnacht ein wenig, nachdem die Eintracht beim Gastspiel beim FC Barcelona nach einer 1:0-Führung zwar mit 1:2 unterlag, dabei aber eine stabile Leistung gezeigt hatte. Der spanische Tabellenführer brauchte zwei Kopfball-Tore, um sich der widerspenstigen Gäste zu erwehren.
Siege gegen den FC Augsburg und gegen den Hamburger SV sind Pflicht
Und trotzdem – vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg – stehen Dino Toppmöller und seine Mannschaft weiter unter Beobachtung. Ein Sieg gegen den Tabellen-14. FCA und dann zum Jahresabschluss ein Erfolg gegen den 13. Hamburger SV sind Pflicht. Sagt Sportvorstand Krösche: „Wir sollten jetzt sechs Punkte holen.“
Toppmöller selbst erwartet „ein komplett anderes Spiel“ als gegen Barcelona. „Wir sind die Mannschaft, die das Spiel machen und Dinge kreieren muss.“ Was der Eintracht ohne nominellen Stürmer schwerfallen könnte. Burkardt und Michy Batshuayi sind verletzt, Elye Wahi ohne Form. Darum wird Toppmöller, ähnlich wie FCA-Trainer Manuel Baum mit Anton Kade, mit Ansgar Knauff auf einen schnellen Stürmer setzen. Der braucht aber Räume, die der FCA ihm wohl nicht so leichtfertig öffnen wird wie die Spanier.
Primin Schwegler wechselt als Sportdirektor zum VfL Wolfsburg
Egal. Toppmöller muss gewinnen. Dann wäre die Eintracht in der Bundesliga wieder im Rennen um das internationale Geschäft. Und Krösche hätte wieder mehr Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf Winter-Neuzugänge. Obwohl – da muss die Eintracht erst einmal auf der Funktionärsebene nachlegen. Denn dort ist der Leiter Profifußball, Ex-Kapitän Pirmin Schwegler, dem Werben des VfL Wolfsburg erlegen und hat als neuer Sportdirektor unterschrieben. Eine Schlagzeile, die die Eintracht nicht gebraucht hätte.
-
Robert Götz
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Eintracht Frankfurt
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Dino Toppmöller
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis




