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Der Pariser gegen PSG: Badés Position beweist auch sein Standing

Gegen Titelverteidiger PSG steht Bayer vor einer immens großen Herausforderung. Die Werkself um Abwehrchef Loic Badé wird viel verteidigen müssen – und sollte das besser hinbekommen als zuletzt.

Nadiem Amiri lief und lief und lief, und als er irgendwann die Chance gekommen sah, folgte sein Zuspiel auf Armindo Sieb, der Mainz 05 kurz vor Schluss tatsächlich noch mal heranbrachte. Letztlich gewann Bayer am vergangenen Wochenende mit 4:3 und durfte sich nicht nur über den dritten Ligasieg in Folge freuen, sondern auch über das immerhin achte ungeschlagene Pflichtspiel in Serie.

Allein diese Szene in der 90. Minute verdeutlichte aber, dass beileibe nicht alles glattlief – und sich die Werkself auch defensiv deutlich steigern muss, soll es gegen Titelverteidiger Paris Saint-Germain am Dienstag in der Champions League eine Überraschung geben.

Champions League am Dienstag

Wer gegen Ousmane Dembélé, Desiré Doué, Khvicha Kvaratskhelia und Co. bestehen will, sollte schließlich tunlichst vermeiden, so wachsweich, passiv und schläfrig zu verteidigen, wie es in jener Situation der Fall war in Mainz, wo Torhüter Mark Flekken nach dem 3:3 in Bremen zum zweiten Mal dreimal hinter sich greifen musste.

Sicher, das zweite Gegentor entsprang einem fragwürdigen Elfmeter, doch auch beim ersten Gegentreffer war die Werkself direkt beteiligt, da Loic Badé einen weiten Einwurf nicht aus dem Strafraum klären konnte, stattdessen Kollege Equi Fernandez anschoss. In Summe blieben die Leverkusener in dieser Saison in nur zwei von zehn Pflichtspielen ohne Gegentreffer – darunter in der ersten DFB-Pokal-Runde bei Viertligist Sonnenhof Großaspach (4:0), wobei die Null auch in dieser Partie bedenklich wackelte. Verbesserungspotenzial besteht da ganz eindeutig – bei Standards und aus dem Spiel heraus.

Hjulmand arbeitet am besseren Abwehrverhalten von Bayer

“Uns ist klar, dass wir uns nicht zurücklehnen dürfen und weiterarbeiten müssen”, sagte Badé nun vor dem Duell mit PSG und bekräftigte: “Das letzte Spiel hat uns gezeigt, dass wir weniger Tore zulassen müssen.” Wie das gelingen soll? Seine Arbeit erklärte Trainer Kasper Hjulmand nur abstrakt: “Für mich geht es darum, einen Rahmen und Grundsätze zu schaffen, mit denen wir arbeiten.”

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Es gehe dabei darum, genau zu erkennen, welche Aktion in welcher Situation vonnöten sei. “Was bedeutet es, wenn wir hoch stehen, wenn wir sehr aggressiv sind – und wenn wir tiefer stehen und kompakt sind? Wie verteidigen wir den Strafraum, die Standards? Alles ergibt sich aus der Strategie und den Prinzipien, und dann müssen wir das mit immer mehr Qualität ausfüllen.”

Es sei “sehr wichtig, dass wir auch in dieser Phase des Spiels stark sind”, so Hjulmand, der mit seinem personell aktuell arg geschwächten Team daran arbeitet, jene Prinzipien zu verinnerlichen. “Und die sind unabhängig davon, wer der Gegner ist.” Also ob er Mainz oder Paris Saint-Germain heißt, wenngleich Bayers Trainer genau weiß, “dass wir gegen PSG auf eine Mannschaft treffen, die immer viel Ballbesitz hat. Sie wissen, wie man das Spiel aufbaut. Wir werden wahrscheinlich mehr als sonst in einem tiefen Block stehen, aber das ist okay, das können wir”, sagte er. Wobei das auf diesem Weltklasse-Niveau erst mal zu beweisen ist.

Denn ein Kaliber wie PSG, das ist der umgebauten Werkself in dieser Saison noch nicht untergekommen. Und so passiv, wie Bayer im tiefen Block vor dem dritten Mainzer Tor verteidigte, sollte es gewiss nicht gegen Paris laufen. Also: Klappt es? Zweifelsfrei ist dafür eine Top-Leistung nötig – von allen.

Im Zentrum der Dreierkette wird dann wieder Badé gefordert sein, der Sommer-Zugang, der das Abwehrchef-Erbe von Jonathan Tah übernahm und sich grundsätzlich gut einfand. Der 25-Jährige spielte bislang achtmal, davon siebenmal von Beginn an. Sein Standing zeigte sich auch an der Startelf gegen den FSV: In Abwesenheit von Jarell Quansah verschob Hjulmand Badé nämlich nicht nach rechts und ließ Robert Andrich zentral verteidigen, wo sich der deutsche Nationalspieler besser auskennt. Nein, die Struktur sollte möglichst gleichbleiben, Andrich rückte nach rechts – und Badé verblieb innen.

Was er dort leisten kann, war gleich bei seinem ersten Startelf-Auftritt am 12. September beim 3:1 gegen Frankfurt ersichtlich, als sich der 1,92 Meter große Innenverteidiger als knallharter Zweikämpfer am Boden und in der Luft verdingte, sich als intelligenter Aufbauspieler erwies – und SGE-Angreifer Michy Batshuayi auch mit Worten und Gesten zwischendurch beinahe aus der Fassung brachte.

Badé, das zeigte sich nicht nur in diesen Szenen, ist ganz offensichtlich einer dieser Profis, die man lieber im eigenen Team weiß. Abwarten, ob auch die PSG-Profis zu diesem Schluss kommen über den bislang einmaligen französischen Nationalspieler, der nach der Partie gegen die Eintracht meist gut bis solide seinen Dienst verrichtete, aber auch ein paar Wackler einstreute – etwa gegen Mainz.

Bayer braucht Badé gegen PSG in Frankfurt-Form

Ergo braucht Bayer Badé gegen PSG in Frankfurt-Form. “Es wird ein besonderes Spiel für mich. Ich war nie wirklich Fan des Teams, aber natürlich ist Paris immer etwas Besonderes, da bin ich aufgewachsen”, sagte der Abwehrmann, der einst bei Nachbarklub Paris FC in der Nachwuchsabteilung spielte, ehe er über die Stationen AC Le Havre, RC Lens, Stade Rennes, Nottingham Forest sowie FC Sevilla vor Beginn dieser Spielzeit für 25 Millionen Euro Ablöse plus Boni in Leverkusen landete. Und nun dem favorisierten Star-Ensemble aus seiner Heimat gegenübersteht.

Ob er wisse, welche Seite des nahezu beidfüßigen Ballon-d’Or-Siegers Dembelé, der vor seinem Comeback steht, die schwächere sei, wurde Badé am Montag noch gefragt. Und der Verteidiger sagte: “Ich weiß nicht, welche das sein könnte. Er ist ein sehr kompletter Spieler, hat viele Qualitäten, ist mit beiden Füßen gut. Ich weiß nicht, ob er eine schwächere Seite hat, aber natürlich muss man als Team denken, als Team verteidigen. Und man muss sich mit seinen Mitspielern kurzschließen.”

Zusammenstehen, zusammen zupacken, aktiv verteidigen, auch selbst mal Entlastung schaffen mit Ballbesitzphasen und grobe Fehler im Aufbau wie im eigenen Strafraum vermeiden – in dieser Form könnte es irgendwie gehen gegen Dembelé und dessen Kollegen. Die dürften sich jedenfalls nicht zweimal bitten lassen, wenn sich so viel Platz ergäbe wie am Wochenende, als Amiri lief und lief und lief …

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